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Hautkrebsprävention
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26.05.2020

Negative Auswirkungen von UV-Strahlung auf die Immunabwehr in Zeiten der Corona-Pandemie

© pixabay.com

UV-Strahlung ist der größte Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebserkrankungen – Dies ist wissenschaftlich gut belegt und auch allerseits bekannt. Auch die Entstehung von Sonnenbränden, die schädigende Wirkung auf die Augen und langfristig die Hautalterung sind als Folgen der UV-Strahlung für die meisten Menschen nicht neu. Doch dass UV-Strahlung auch negative Auswirkungen auf die menschliche Immunabwehr hat, scheint weniger präsent zu sein. Das Immunsystem spielt jedoch eine essentielle Rolle in der Abwehr von Viren und Bakterien. Wie sind also derzeit die Auswirkungen von UV-Strahlung auf eine Infektion mit dem Coronavirus einzuschätzen?

Wenn UV-Strahlung auf die Haut des Menschen trifft, sorgt diese für eine Schwächung des Immunsystems. Dessen Reaktion auf fremde Organismen wie Bakterien oder Viren wird nicht nur durch bestimmte Erkrankungen oder Stress, sondern auch durch das Einwirken von UV-Strahlen unterdrückt oder verlangsamt – genannt wird dies Immunsuppression.

Im menschlichen Körper konnten unterschiedliche Mechanismen ausfindig gemacht werden, die die Immunabwehr beeinflussen. Beispielsweise werden bestimmte Zellen in der Oberhaut, die sogenannten Langerhans-Zellen, die an der Immunabwehr beteiligt sind, durch UV-Strahlung geschädigt. Dadurch sind diese hinsichtlich ihrer Funktion in der Immunabwehr eingeschränkt. Weitere bereits bekannte Mechanismen betreffen die Abwehraktivität der T-Zellen, wodurch es zu einer erhöhten Keimlast, einer Verschlechterung von Erkrankungssymptomen und - im schlimmsten Fall - zum Tod des Betroffenen kommen kann.

Die heutige Forschungslage legt nahe, dass eine Immunsuppression sowohl durch UV-A- als auch durch UV-B-Strahlung ausgelöst werden kann. Die stärkste negative Auswirkung auf das Immunsystem tritt bei einer Wellenlänge von zwischen 300 Nanometern (nm)und 370 nm auf – genau in diesem Spektrumsbereich findet sich auch die UV-A- und UVB-Strahlung wieder. In Solarien ist ihre Intensität besonders hoch. Aber auch die natürliche UV-Strahlung der Sonne ist nicht irrelevant für eine Schwächung des Immunsystems. Nach dem Aufenthalt in der Sonne können manche Folgen der Immunsuppression für den Menschen sogar schnell sichtbar werden – beispielsweise das Auftreten von Lippenbläschen (Herpes simplex) oder die Verschlechterung des Gesundheitszustands im Falle einer Erkältung.

Die Auswirkungen auf einzelne Erreger sind jedoch allgemein schwer zu erfassen, da die meisten diesbezüglichen epidemiologischen Studien UV-Strahlung und Wetterereignisse nicht berücksichtigen. Besonders bezüglich des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) sind die Auswirkungen von UV-Strahlung auf den Erreger und die Infektion selbst sowie die Schwere der Symptomatik noch nicht erforscht. Negative Einflüsse lassen sich jedoch nicht ausschließen. Fest steht jedenfalls, dass wir in diesen Zeiten unser Immunsystem nicht wissentlich und leichtfertig durch übermäßige UV-Strahlung beeinträchtigen sollten.

Insgesamt ist es, aufgrund der immunsuppressiven Wirkung von UV-Strahlung sowie deren Risikopotential für die Entwicklung von Hautkrebs und anderen gesundheitsschädlichen Wirkungen, empfehlenswert, unnötige Aufenthalte in der Sonne zu vermeiden und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Auch für eine ausreichende Bildung von Vitamin D, welches der Körper mit Hilfe von UV-Strahlung selbst herstellen kann, „genügt es Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis (0,5 MED) auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde" (Konsentierte Empfehlung des UV-Schutz-Bündnisses). Dies entspricht bei Menschen mit Hauttyp II und einem UV-Index von 7 etwa 12 Minuten Bestrahlungszeit. Von der Nutzung von Solarien ist aufgrund der gesundheitlichen Risiken gänzlich abzuraten.

 

Quellen

  • Bundesamt für Strahlenschutz. (2020). Konsentierte Empfehlung zu UV-Strahlung und Vitamin D. Abgerufen am 19.05.2020 von https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/empfehlung-vitamin-d.html
  • Bundesamt für Strahlenschutz. (2020). Wirkung auf das Immunsystem. Abgerufen am 19.05.2020 von https://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/wirkung/akut/immunsystem.html
  • Europäische Kommission. (o.J.) Was ist die immunsuppressive Wirkung von UV-Strahlung? Abgerufen am 19.05.2020 von https://ec.europa.eu/health/scientific_committees/4-health-effects_de#fragment1
  • Norval, M. & Halliday, G.M. (2011) The Consequences of UV-Induced Immunosuppression for Human Health. Photochemistry and Photobiology, 2011, 87. S. 965–977. doi: 10.1111/j.1751-1097.2011.00969.x.

Autor*innen

Yvonne de Buhr ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin im Bereich Solarien.
E-Mail: debuhr[at]unserehaut.de
 

Elisa Großmann ist wissenschaftliche Hilfskraft bei der ADP.