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Hautkrebsprävention
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05.02.2020

Zusammenhang zwischen Solariennutzung und Hautkrebs

 

Es herrscht immer wieder Verwirrung über die aktuelle Studienlage zur Gefährlichkeit von Solarien. Unbestritten ist, dass solare UV-Strahlung der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs ist. Auch die künstliche UV-Strahlung aus Solariengeräten wurde bereits 2009 von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in die höchste Kategorie krebserregender Faktoren eingestuft. Eine von der Solarienindustrie oft herangezogene Metaanalyse von Burgard et al. aus dem Jahr 2018 kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Solariennutzung und der Entstehung von malignen Melanomen gibt. In der Bevölkerung und unter Fachkreisen führte dies zu einigen Diskussionen. Obwohl die Ergebnisse der Metaanalyse mit denen vergleichbarer Auswertungen übereinstimmen interpretieren die Autoren die Datenlage anders als die meisten anderen Forscher und begründen dies weitestgehend mit mangelnder Qualität der zugrunde liegenden Primärstudien. Die Argumente von Burgard et al. sind vor dem Hintergrund des aktuellen Kenntnisstandes wenig überzeugend. Eine ausführliche Stellungnahme vom Bundesamt für Strahlenschutz zu dieser Forschungsarbeit finden Sie hier.

Nach eingehender Bewertung der Arbeit von Burgard et al. bleibt die Einstufung der internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) von Solarien als „krebserregend für den Menschen" weiter plausibel. Dies gilt auch für die Empfehlung der WHO Solarien nicht zu nutzen.

Auswertung der Studien zum malignen Melanom

Im Rahmen des Aktualisierungsprozesses der S3-Leitlinie „Prävention von Hautkrebs" wurden Studien zur Solariennutzung als Hautkrebsrisikofaktor im Jahr 2019 systematisch recherchiert und von unabhängigen Spezialisten der Charité Berlin bewertet.

Die dabei recherchierten systematischen Reviews beruhen größtenteils auf den gleichen Primärstudien, mit insgesamt über 11.000 Melanomfällen. Im Ergebnis ähneln sich die Reviews und berichten über ein erhöhtes Melanomrisiko bei Solariennutzern im Vergleich zu Personen, die niemals ein Solarium genutzt haben: Burgard et al. (2018) ermittelten ein OR = 1,21 (95% KI 1,08-1,36; 31 Studien), Colantonio et al. (2014) OR = 1,16 (95% KI 1,05-1,28, 31 Studien) und Boniol et al. (2012) ein RR = 1,20 (95% KI 1,08-1,34; 27 Studien).

Burgard et al. (2018) führten jedoch noch zusätzliche Subgruppenanalysen unter anderem von Studien mit geringem Biasrisiko durch, die keinen signifikanten Zusammenhang fand (OR = 1,15 95% KI 0,94-1,41). Die Studienqualität wurde dabei mithilfe der Newcastle-Ottawa Quality Assessment Scale bewertet, deren Validität jedoch umstritten ist. Im Rahmen der Metaanalyse von Colantonio et al. (2014) wurden ebenfalls Qualitätsanalysen von größtenteils den gleichen Studien durchgeführt, die sich bei einem Drittel der Studien unterscheiden. Die Autoren erkennen auch Schwächen in einigen Studien, gehen jedoch nicht wie Burgard et al. (2018) von einer systematischen Überschätzung des Risikos aus. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) schätzt die Schlussfolgerungen der Sensitivitätsanalysen von Burgard et al. (2018), dass ihre Ergebnisse den Zusammenhang zwischen Solarien-Nutzung und Melanom-Risiko widerlegen, als nicht nachvollziehbar ein (Bundesamt für Strahlenschutz, 2019).

Auswertung der Studien zum nicht-melanozytärem Hautkrebs

Auch für nicht melanozytären Hautkrebs konnte im Rahmen der Aktualisierung der S3-Leitlinie ein erhöhtes Risiko bei Solariennutzern im Vergleich zu Personen, die keine Solarien nutzen, festgestellt werden (Basalzellkarzinom: OR = 1,29 95% KI 1,08-1,53; Plattenepithelkarzinom: 1,67 95% KI 1,29-2,17). Für das Basalzellkarzinom konnte zusätzlich der Beginn der Solariennutzung im jungen Alter als Risikofaktor ermittelt werden (Wehner et al. 2012; Karagas et al. 2014). Für das Plattenepithelkarzinom lagen hingegen nicht genügend Daten vor, sodass hier im Rahmen des Aktualisierungsprozesses der Leitlinie die Notwendigkeit weiterer Forschung festgestellt wurde.

Eine Ende 2019 veröffentlichte norwegische Kohortenstudie untersuchte nun den Zusammenhang zwischen der Nutzung von Solarien und der Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms bei Frauen. Dabei wurde ein erhöhtes Risiko bei Solariennutzerinnen im Vergleich zu Personen, die niemals ein Solarium genutzt haben, festgestellt (HR=1,43 95% KI 1,17-1,74). Darüber hinaus wurde eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der kumulativen Solariennutzung und dem Risiko für ein Plattenepithelkarzinom festgestellt (HR=1,83 95% KI 1,38-2,42). Ein erhöhtes Risiko konnte zudem bei Frauen festgestellt werden, die Solarien 10 Jahre oder weniger nutzten (HR=1,41 95% KI 1,11-1,67), mehr als 10 Jahre nutzten (HR=1,43 95% KI 1,16-1,76) und bei Frauen, die bei Beginn der Solariennutzung mindestens 30 Jahre alt waren (HR= 1,36 95% KI 1,11-1,67) und jünger als 30 Jahre waren (HR= 1,51 95% KI 1,18-1,92). Dabei stellen Personen, die niemals ein Solarium genutzt haben, die Vergleichsgruppe dar (Lergenmuller et al. 2019).

Schlussfolgerungen und Empfehlungen zur Solariennutzung

Das Risiko des Auftretens von malignen Melanomen (MM) ist bei Solariennutzern im Vergleich zu Nicht-Solariennutzern erhöht und steigt mit der Häufigkeit der Solarienbesuche. Je jünger der Solariennutzer beim ersten Besuch gewesen ist, desto höher das Risiko (Burgard et al. 2018, Colantonio et al. 2014, Boniol et al. 2012, Ghiasvand et al. 2017). Auch für die nicht melanozytären Hautkrebsarten wurden erhöhte Risiken bei Solariennutzern im Vergleich zu Nicht-Solariennutzern festgestellt (Wehner et al. 2012; Karagas et al. 2014; Lergenmuller et al. 2019).

Wir empfehlen aufgrund der Studienlage, die Nutzung von Solarien zu vermeiden, um das Hautkrebsrisiko zu reduzieren. Diese Empfehlung stimmt mit internationalen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ICNIRP und EUROSKIN überein. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) beurteilt die WHO-Einstufung von künstlicher UV-Strahlung als „krebserregend für den Menschen" als weiterhin plausibel. Es wird auch hier von jeglicher Solariennutzung abgeraten (Bundesamt für Strahlenschutz).

Quellen:

  • Boniol, M., Autier, P., Boyle, P., & Gandini, S. (2012). Cutaneous melanoma attributable to sunbed use: systematic review and meta-analysis. Bmj, 345, e4757. doi:10.1136/bmj.e4757
  • Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). (2019). Einstufung von Solarien als krebserregend weiterhin plausibel - Stellungnahme zu einer Überblicksarbeit in der Zeitschrift "Anticancer Research". Abgerufen am 27.11.2019 von http://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/stellungnahmen/opt/stellungnahme-opt_node.html
  • Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). (2019). Tipps zum UV-Schutz. Abgerufen am 27.11.2019 von http://www.bfs.de/DE/themen/opt/uv/schutz/tipps/tipps_node.html
  • Burgard, B., Schöpe, J., Holzschuh, I., Schiefkofer, C., Reichrath, S., Stefan, W., ... Reichrath, J. (2018). Solarium Use and Risk for Malignant Melanoma: Meta-analysis. ANTICANCER RESEARCH, 38, S. 1187-1199. doi:10.21873/anticanres.12339
  • Colantonio, S., Bracken, M., & Beecker, J. (2014). The association of indoor tanning and melanoma in adults: Systematic review and meta-analysis. J AM ACAD DERMATOL, 5, S. 847-857e18.
  • Ghiasvand, R., Weiderpass, E., Green, A. C., Lund, E., & Veierod, M. B. (2017). Sunscreen Use and Subsequent Melanoma Risk: A Population-Based Cohort Study. J Clin Oncol, 34(33), S. 3976-3983. doi:10.1200/jco.2016.67.5934
  • Karagas, M., Zens, M., Li, Z., Stukel, T., Perry, A., Gilbert-Diamond, D., . . . Spencer, S. (2014). Early-Onset Basal Cell Carcinoma and Indoor Tanning: A Population-Based Study. PEDIATRICS, 134(1), S. e4-e12. doi:10.1542/peds.2013-3559
  • Lergenmuller, S., Ghiasvand, R., Robsahm, T. E., Green, A. C., Lund, E., Rueegg, C. S., & Veierod, M. B. (2019). Association of Lifetime Indoor Tanning and Subsequent Risk of Cutaneous Squamous Cell Carcinoma. JAMA Dermatol., 155(12), S. 1350-1357. doi:10.1001/jamadermatol.2019.2681
  • Wehner, M. R., Shive, M. L., Chren, M. M., Han, J., Qureshi, A. A., & Linos, E. (2012). Indoor tanning and non-melanoma skin cancer: systematic review and meta-analysis. Bmj, 345, e5909. doi:10.1136/bmj.e5909